Was ist der Unterschied zwischen 'Restauration', 'Modifikation' und 'Tuning'? 

 

Eine Restauration bedeutet, ein altes Fahrzeug weitestgehend in seinen Originalzustand zu versetzen. (Falls es aufgrund eines Defekts nicht funktioniert, handelt es sich um eine Reparatur). Zu den notwendigen Maßnahmen einer Restauration, die den Ursprungszustand belassen, trotzdem natürlich sehr zeitaufwendig sind, gehört beispielsweise das vollständige Entfernen von Rost und Rostansätzen. Das geschieht am Besten mittels Sandstrahlen aller metallenen Bauteile.  Anschließend müssen alle durchgerosteten Teile entweder unter Zuhilfenahmen originalgetreuer Reparaturbleche oder selbst angefertigter Teile sorgfältig erneuert werden. Die Liste der wichtigen Schritte einer originalgetreuen Restauration lässt sich beliebig fortsetzen.


Aber schon beim Ersatz defekter Bauteile in einem Auto verschwimmt die Grenze zwischen Restauration und Modifikation. Ein Fahrzeug aus dem Jahr 1965 wurde 1963-64 konstruiert und basiert auf den Kenntnissen der damaligen Ingenieure. Heutzutage verfügen Ingenieure über ein wesentlich größeres know how in allen Bereichen. Ein gutes Beispiel ist der Ford Mustang mit seiner Servolenkung. Damals hat man, auch aus Platzgründen, ein System verbaut, welches aus sehr vielen Einzelteilen besteht und damit auch eher störanfällig ist. Heutzutage gibt es für den Mustang ein genauso kompaktes Lenkgetriebe wie das originale, nur ist die Sevounterstützung bereits eingebaut. 

Wo liegt die Grenze zwischen Originalitätstreue und Zugeständnissen an die Neuzeit ?


 

Vieles spricht dafür, alte durch moderne Bauteile zu ersetzen, um die Fahreigenschaften dem heutigen Straßenverkehr, der sich in vieler Hinsicht von den Verhältnissen vor 50 Jahren unterscheidet, anzupassen. Hier ist also bereits der Punkt erreicht, an dem 'Restauration' und 'Modifikation' zwangsläufig ineinander übergehen. Jeder Oldtimer muß heute auf Wunsch der Besitzer über einen Zigarettenanzünder verfügen, aber nicht weil alle Oldtimerfahrer Raucher sind, nein, sondern weil jeder sein Smartphon damit laden will. Aber die hoffnungslos veraltete Bremsanlage muß original bleiben ? Das ist in unserer heutigen ABS und ASR verwöhnten Zeit eigentlich ein Widerspruch. Wochentags wird, ohne lange zu überlegen, mit dem Alltagsauto mal schnell nach Rom gefahren und am Wochenende bekommt man Angstschweiss, wenn man mit dem geliebten Veteran mal den Phyrnpass ( 954m) rauf und runter fährt.

Man muß ja nicht gleich eine Porsche Bremsanlage in einen Oldtimer hineinbasteln. Bei vielen amerikanischen Fahrzeugen gab es auch früher schon die Möglichkeit, gegen Aufpreis eine verbesserte Version mit Scheibenbremsen zu bestellen. Also was spricht gegen eine Modifikation der Vorderachsbremse unter Zuhilfenahme von bereits seit über 40 Jahren erprobten Teilen ?


Damit nähern wir uns dem Begriff Tuning. Im Wortsinne bedeutet das englische 'tune' nichts anderes als 'abstimmen' oder 'justieren'. In Misskredit geriet der Begriff erst durch das 'Tuning' bei bestimmten Automarken. Der Dreier-BMW mit ofenrohrgroßem Auspuff, der stark qualmende, chipgetunte Diesel oder der tiefgelegte Golf, der nicht einmal mehr in seine eigene Garageneinfahrt kommt ohne am Boden zu schrammen.

 

Bedauerlicherweise wird hier nicht stärker differenziert. Denn Tuning ist eine höchst seriöse Angelegenheit - vorausgesetzt, es erfolgt mit kundiger Hand und entsprechendem Know how.  Beispielsweise unterzog die ursprünglich kleine Manufaktur AMG viele Mercedes-Modelle einem so erfolgreichen Tuning, dass der Daimler-Konzern die Firma vor etlichen Jahren kaufte und seither als offizielles Tochterunternehmen führt. Fast alle Modelle von AMG basieren auf Serienautos, deren Motoren, Getriebe oder Fahrwerke mit großer Ingenieurskunst auf Höchstleistung gebracht werden. Auch bei BMW ist das Tochterunternehmen mit dem berühmten Kürzel 'M' ausschließlich damit beschäftigt, die Serienmodelle zu verbessern. Das Ziel dieser Maßnahmen liegt allerdings nicht darin, mit Brachialgewalt möglichst viele PS aus dem Motor herauszukitzeln - ohne Rücksicht darauf, ob nun das Fahrwerk hoffnungslos überfordert ist oder der leistungsgesteigerte Motor einen frühen Tod stirbt. Vielmehr liegt die Kunst des Tunings in perfekt aufeinander abgestimmten Verbesserungen aller wesentlichen Merkmale des Autos, vom Motor über das Getriebe bis zu Stoßdämpfern und Stabilisatoren. Dass ein AMG-Mercedes oder ein M-BMW um einiges teurer sind als ihre Verwandten aus der Großserie, versteht sich dann wohl von selbst.


Tuning kann die Leistung heben, kann den Verbrauch senken, kann die Strassenlage verbessern oder kann die Bremsleistung erhöhen. Aber es kann auch einfach nur ein in 40 -50 Jahren durch viieele Mechanikerhände gegangenes Fahrzeug wieder vernünftig fahren lassen.

Schönes Beispiel : Umbau auf 'Tuning' Ansaugspinne und 'Tuning' Vergaser da der Motor schlecht lief. Endergebnis : Er lief immer noch schlecht, allerdings bei deutlich erhöhtem Benzinverbrauch. Eine gründliche Überholung des Zündverteilers mit genauer Justierung des Zündzeitpunktes brachte schliesslich Abhilfe und die bereits eingebauten Teile konnten auch endlich ihre Wirkung entfalten. Das ist Tuning im eigentlichen Sinne des Wortes.