Tagebuch Night Cruiser 

Das 572 cui ( 9374 ccm) Aggregat lief vorab bereits am Leistungsprüfstand, hier die Daten : 
• 364 PS bei 3100 Umdrehungen und ein Drehmoment von 834 Nm 
• 562 PS bei 4400 Umdrehungen und ein Drehmoment von 905 Nm 
• 636 PS bei 5400 Umdrehungen und ein Drehmoment von 837 Nm 
Der Motor wurde bewusst nicht auf Höchstleistung ausgelegt, sondern auf möglichst hohes Drehmoment um ein kraftvolles und entspanntes Dahingleiten zu ermöglichen. 

Unsere Fortschritte in zeitlichen Abschnitten: 

Die Karosserie sowie sämtliche Anbauteile wurden inzwischen sandgestrahlt und sofort wieder mit einer hochwertigen Epoxygrundierung versehen.Dabei wurde speziell Augenmerk auf möglichst gute Grundierung der diversen Hohlräume gelegt um ein Rosten von innen heraus gleich vorweg einzudämmen. 
Nach der Strahlbehandlung hat sich erst der wirklich gute Zustand der Blechteile offenbart.Lediglich an den Cadillac-typischen Stellen im unteren Bereich der Kotflügel und im Verdeckkasten hat der Zahn der Zeit seine Spuren hinterlassen.Diese Mankos wurden mittels großflächigen Ausschneiden der betroffenen Stellen und einsetzen von neuem Blech eliminiert. 
Die leichten " Streifschüsse", die er im Laufe seines ja immerhin 50jährigen Autolebens abbekommen hat,waren unwesentlich und auch relativ leicht zu beheben. 
Dass die Autoproduktion damals noch mit sehr viel Handarbeit verbunden war, konnte man an Hand des linken Einstieges sehen. Der wurde damals von einem offensichtlich nicht sehr motivierten Mitarbeiter schief eingepasst und im Laufe der weiteren Fertigung wurde dieses Manko von einem weiteren Mitarbeiter mittels Anpassung des Kotflügels durch Hammerschläge wieder wettgemacht. 
Wir haben beides behoben und nun passen beide Teile. 

Die nächsten Arbeitsschritte waren das Feinrichten und Schleifen der sehr großflächigen Karosserieteile am Programm. Im Anschluss daran wird dann ein sogenannter Polyester-Spritzspachtel aufgetragen um anschließend auch die kleinsten Unebenheiten heraus schleifen zu können. Dies ist in diesem Fall besonders wichtig, da der Besitzer in diesem Fall mit dem guten alten Henry Ford konform geht, dass ein Auto jede Farbe haben kann - solange sie schwarz ist. 
Austrocken des Füllers für mindestens 4 Wochen, um die im Lack enthaltenen Lösungsmittel wirklich 100%ig verdunsten zu lassen. Uns ist durchaus bewusst dass diese Vorgangsweise die Restaurationsphase nicht unerheblich verlängert, aber da eine Restauration ja nur einmal durchgeführt werden sollte, sollte das Endergebnis auch erstklassig werden. Ausserdem sollte der Lackzustand in etlichen Jahren noch genau so sein wie bei der Fertigstellung. 
Die heutigen Füllermaterialien sind selbstverständlich auch nach einem Tag schon schleifbar, nur ist dann die Gefahr des " Einfallens " sehr groß, da nach so kurzer Trocknungsphase nun mal nicht alle Lösungsmittel entwichen sein können. Verständlich - oder ? 

Rahmen : 

Bei dem Original handelt es sich um einen so genannten X-Frame der im mittleren Bereich nur aus einem dicken Rohr besteht durch das die Kardanwelle führt. 
Um das Fahrzeug möglichst niedrig bauen zu können haben die Konstrukteure die Bodenplatte extrem tief über den Rahmen gestülpt und auch die Verbindungsgummis weisen nur eine Höhe von einem halben Zoll auf. Diese Umstände erleichtern das Verstärken des Rahmens nicht gerade, noch dazu wo nach unten durch die Verwendung eines Luftfahrwerks der Raum auch sehr beschränkt ist. 
Hersteller wie Art Morrison,Jim Meyer,Heidt´s usw.bieten zwar komplette Rahmen an,jedoch nicht für Fahrzeuge mit X-Frame. 
Dadurch blieben uns nur 2 Alternativen, nämlich: 
  •     Verwendung eines handelsüblichen Leiterrahmens und zerschneiden des rostfreien Unterbodens einer makellosen Karosserie oder 
  •     Umbau und Verstärkung des originalen Rahmens 
Wir haben uns für Variante 2 entschieden, um die Karosserie möglichst im Originalzustand zu erhalten. Um aber auch den originalen Rahmen, welcher sich ebenfalls in makellosem Zustand befindet, nicht verändern zu müssen haben wir auf den Rahmen eines 1959er Coupe De Ville zurückgegriffen. Dieser verfügt zwar nicht über die originalen Versteifungen eines Cabrio Rahmens, aber das sollte das kleinste Problem sein. 

Nachdem wir den "neuen " Rahmen aller Fahrwerkkomponenten beraubt haben, wurde er erst einmal sandgestrahlt. Dann haben wir an den Aussenseiten und der Oberseite einen Gitterrohrrahmen angeschweisst um das Teil aller tragenden Funktionen zu entheben. Jetzt war der Weg frei um den Rahmen für die Adaption der folgenden Teile vorzubereiten. 
Vorderachse: IFS von Jim Meyer Racing mit speziell für dieses Fahrzeug entwickelten Dreieckslenkern 
13 Zoll Bremsscheiben mit 6 Kolbensätteln von Wilwood 
Shock Wave Luftfederung von Ride Tech um einen ( einem Cadillac)entsprechenden Federungskomfort zu erhalten 
Hinterachse : Einzelradaufhängung von Dutchman 
13 Zoll Bremsscheiben mit 6 Kolbensättel und intergrierter Handbremse - aussenliegend montiert 
ebenfalls Shock Wave´s 
9 Zoll Ford Differential mit automatischer Sperre 
Getriebe : GM 4L80 Fünfganggetriebe,welches von TCI speziell auf diese Fahrzeug abgestimmt wurde. 

Ausser dem Einpassen der oben genannten Komponenten, mussten wir unser Augenmerk auch noch darauf legen dass der großvolumige Motor auch eine entsprechende Auspuffanlage benötigt, welche noch dazu Cadillac-typisch nicht unbedingt nach einem Dragster klingen, sondern eher von der leisen Sorte sein soll. 
Und das Wichtigste: Er musste steifer werden als das Original um die stark erhöhte Motorleistung und auch die nunmehr wesentlich höheren Kurvengeschwindigkeiten verkraften zu können. 
Da wir auf Grund der engen Platzverhältnisse diesmal nicht auf eine Gitterrohrkonstruktion setzen konnten, haben wir die Versteifungen alle aus hochwertigen Stahlrohren und Platten mit einer Dicke von 5 mm konstruiert. Die Verwendung so dicker Stahlteile erhöht zwar das Gewicht des Rahmens nicht unerheblich, aber da das fertige Fahrzeug ja eher ein schneller Cruiser als ein Viertelmeilenrenner werden soll, kommt das Mehrgewicht nicht so stark zum Tragen. 
Der Rahmen ist inzwischen zum zweiten Mal sandgestrahlt worden. Dies geschah um alle durch das Schweissen entstandenen Rückstände zu entfernen. 

Anschliessend wurde er mit Epoxymaterial grundiert und erstrahlt nun in tiefschwarz in LKW Qualität. Dieses Material haben wir gewählt da es eine bessere Widerstandsfähigkeit gegenüber Steinschlägen hat als normale PKW - Lacke. Nach der Trocknung erfolgte sofort eine Behandlung mit hitzefestem Hohlraumschutz um dem Rost keine Gelegenheit zu geben sich in einer Ritze festzukrallen. 
Die Karosserie sowie sämtliche Anbauteile sind inzwischen gefüllert worden und haben eine 30 tägige Trocknungsphase hinter sich. Anschliessend wurden sie mittels des sogenannten " Nassschleifverfahrens " in mehreren Arbeitsgängen feingeschliffen, im letzten Arbeitsgang mit einer 1000er Körnung um eine möglichst glatte Oberfläche zu erzielen. 
Auch sind inzwischen sämtliche Chrom-und V2A Teile einer Überholung unterzogen worden. Diese Arbeiten wurden für uns von der Firma Fasching in 1030 Wien, Bechardgasse 3-5 durchgeführt. Die Firma Fasching ist auf die Restauration von Oldtimerteilen spezialisiert und hat sämtliche Arbeiten wie richten, schleifen, polieren, vernickeln und verchromen in gewohnt perfekter Weise durchgeführt. 
Das Armaturenbrett ,welches original aus einer Kunstlederbeschichtung über Polyurethanschaum besteht, haben wir zur Firma Just Dashes ( www.justdashes.com) nach Los Angeles gesandt, welche uns nach 3-monatiger Wartezeit das Teil in perfektem Neuzustand zurückgeschickt hat. 

Um beim Luftfahrwerk die neueste Steuerungstechnologie verwenden zu können, haben wir uns entschlossen die Air Bags der Hinterachse noch einmal zurück zum Hersteller Ride Tech (vormals Air Ride Technologies) zu schicken. Dabei werden in die Bags Infrarotsensoren eingebaut um die Daten an das Steuergerät zu übermitteln. Damit entfallen die etwas störanfälligen externen Höhenregler und das Gesamtbild wird auch nicht mehr gestört dadurch. 
Die Karosserie und sämtliche Anbauteile sind inzwischen lackiert. Dabei wurde einmal Klarlack aufgetragen, dieser getrocknet und geschliffen. Anschließend wurde eine zweite Schicht Klarlack aufgetragen, welche die Eigenschaft der Selbstheilung hat. Damit ist eine Eigenschaft gemeint, welche kleine Kratzer von selbst verschwinden lässt sobald das Fahrzeug einer Temperatur von mehr als 50 Grad ausgesetzt ist. Diese Technologie wird u.a. von Mercedes bei den Fahrzeugen der S.Klasse eingesetzt. 
Diese absolute Toplackierung wurde für uns von der Firma Rebhahn und Gauder durchgeführt, einer der besten Firmen auf diesem Gebiet in OÖ. 

Sofort nach dem Rücktransport der Karosserie vom Lackierer wurde sie von uns mit rund 11 ( ! ) Litern Hohlraumschutz versehen um dem Rost ein für alle Mal keine Angriffspunkte mehr zu bieten. 
Die Hochzeit, also die Verbindung von Rahmen und Karosserie, wurde auch schon durchgeführt und viele Anbau- und Chromteile sind ebenfalls wieder an ihrem angestammten Platz. 
Die größte Herausforderung momentan liegt darin, sämtliche Elektrik- und Elektronikkomponenten unsichtbar und doch zugänglich zu verbauen und auch zu verkabeln. Durch den Einsatz von Steuergeräten bei Zündung, Einspritzung, Getriebe, Fahrwerk, Navigation, Heizung, usw.usw. hat sich die von Haus aus nicht gerade geringe Verkabelung eines Biarritz vervierfacht. 
Die Felgen wurden für uns nach dem Vorbild der originalen Radkappen von Colorado Custom hergestellt und sind absolute Unikate mit Copyright. Und da in dem Fahrzeug kein Platz mehr bleibt für ein Reserverad haben wir Run-Flat Reifen aufgezogen und mit einem Überwachungssystem versehen. 

Die Headers, oder auch Fächerkrümmer genannt, wurden von der Firma VTD, unserem Partner in Sachen Edelstahl, in mühevoller Kleinarbeit hergestellt. Dabei kommt es nicht nur darauf an die einzelnen Rohre annähernd gleich lang zu gestalten sondern auch darauf dass einzelne Komponenten wie Öldruckschalter, Motoraufhängungen oder Schaltwelle geschickt umgangen werden. 
Der Vorbau, also Kotflügel, Motorhaube und Innenkotflügel sind inzwischen auch montiert und nun sieht man zum ersten Mal wieder das imposante Ausmass dieses Fahrzeuges. 
Inzwischen ist die Windschutzscheibe eingebaut und eingedichtet und Gott sei Dank auch heil geblieben. Die heute erhältlichen Panoramascheiben haben natürlich nicht mehr die 100%ige Passform wie sie die Originalscheiben hatten und sind daher immer sehr heikel beim Einbau. 

Sämtliche Steuergeräte sind programmiert und ready to run. Für einen ersten Startversuch fehlt eigentlich nur mehr die Auspuffanlage, welche wieder von unserem Spezialisten VTD aus V2A angefertigt wird. Diese stellt wieder einmal eine besondere Herausforderung für Herry dar, da sich die Anlage insgesamt 6 (!) mal durch den Rahmen schlängelt. Daher muss die Führung extrem exakt sein da sonst Dröhngeräusche entstehen würden wenn die Rohre den Rahmen berühren. 
Die ebenfalls aus V2A gefertigten Töpfe sind eine Kombination aus Reflektortöpfen von Magnaflow und Resonatoren von Hushpower. 
Die Karosserie ist inzwischen fertig komplettiert und alle Chromteile und Zierleisten sind an ihrem Platz. Mit den montierten Stoßstangen wirkt das Gesamtbild aus schwarzem Lack und viel Chrom erst so richtig und durch den dunklen Lack wirkt das Fahrzeug noch breiter und bulliger als gleichartige Autos in hellen Farben. 
Das kurz nach der Befüllung mit Servoöl aufgetretene Problem mit der Dichtheit der Flaming River Zahnstangenlenkung haben wir auch in den Griff bekommen. Anscheinend hat da bei der Montage ein höchsttopüberqualifizierter Mexikaner geschlampt und einen Dichtring zerquetscht. Tja, nobody is perfect. 

Inzwischen wurde das Verdeck für uns angefertigt und auch montiert. Danke an dieser Stelle dem Cabriodoktor für seine professionelle Arbeit ! ( www.cabriodoktor.at
Angefertigt wurde das Verdeck deshalb, da es sich um eines in Mercedes Qualität handelt und nicht, wie sonst üblich, um ein Plastikverdeck. Die Stoffqualität gibt dem Fahrzeug noch mehr ein edleres Erscheinungsbild. 
Die Auspuffanlage ist fertig und man muss sie gesehen haben ! Sie ist ein Kunstwerk in sich mit den vielen Rahmendurchführungen und Biegungen. 
Das Dual Batterie System mit automatischer Ladung der zweiten Batterie erst nach völliger Ladung der ersten Batterie hat uns größere Probleme bereitet da das Fahrzeug auch über einen Batterie Hauptschalter verfügt, welcher allerdings nicht alle Stromkreise lahmlegt.
Im Kofferraum sind inzwischen der Air Pod und die zweite Batterie installiert und angeschlossen. Diese Komponenten wurden von uns verkleidet und diese Verkleidungen wurden mit exakt dem selben Stoff überzogen welcher auch für die originalen Kofferraumverkleidungen verwendet wurde. Die Lieferzeit dafür betrug übrigens 6 Monate ! 

Die Innenausstattung wurde mit genauen Nachbildungen der originalen Bezüge in Leder neu tapeziert. Geliefert wurden die vorgefertigten Teile von der Firma Jenkins Restaurations in North Wilkesboro NC .Diese Firma ist bekannt dafür die besten Innenausstattungen in den original verwendeten Materialien zu liefern. Die Narbung des neuen Leders zum Beispiel entspricht 100%ig der des alten ! Den Neuaufbau der Polsterung sowie das Überziehen derselben übernahm in gewohnt erstklassiger Manier unser Tapezierermeister. 
Die Seitenverkleidungen sowie die hintere Sitzbank sind bereits montiert, der vorgefertigteTeppichboden ist für die Bedürfnisse der darunter eingebauten Elektronik umgeändert und ebenfalls bereits montiert. 
Inzwischen sind auch bereits alle Funktionskontrollen durchgeführt, was teilweise zu kleineren AHA - Erlebnissen geführt hat. Ein 52 Jahre altes Auto mit Technik und Elektronik aufzurüsten die in vielen heutigen Autos noch nicht Stand der Dinge ist, hat so seine Tücken. Immerhin verfügt das Fahrzeug jetzt über einen armdicken Kabelstrang und vorher hatte er ungefähr Zigarrenformat. 
Nach umfangreichen Programmier- und Einstellarbeiten sowie etlicher Probefahrten wurde nun zum Abschluß noch noch ein Test auf einem Leistungsprüfstand durchgeführt.
Dabei lag das Hauptaugenmerk nicht auf dem " herauskitzeln" von möglichst viel Leistung, sondern eher auf einer möglicht perfekten Leistungs- und Drehmoment - Kurve. Diese Einstellarbeiten haben wir auf dem Prüfstand der Firma Steinbauer in Enns durchgeführt, wobei wir von deren kompetenten Mitarbeitern bestens unterstützt und betreut wurden.
Die maximale Leistung dürfte aber auch nicht zu kurz gekommen sein wie man an den folgenden Daten sieht :
413 PS und 679 NM Drehmoment an der Hinterachse

Das Diagramm dazu können Sie hier ansehen.
Wie man daraus erkennen kann, handelt es sich um einen Drehmoment - Motor welcher bereits bei moderaten Drehzahlen sein Potential ausspielt.